OP-Roboter mit Fingerspitzengefühl
Püttlingen und Sulzbach, 29.03.2021. Das Endoprothetik-Zentrum am Knappschaftsklinikum Saar arbeitet jetzt mit Robotik-gestützter Navigation beim Implantieren von Knie-Endoprothesen. Ein Novum für die Saar-Lor-Lux-Region. In Püttlingen und Sulzbach wird dafür das sogenannte Navio Surgical System eingesetzt. "Wir haben bereits über 30 Knie erfolgreich damit operiert und sind mit den den Ergebnissen hoch zufrieden" sagt PD Dr. Thomas Siebel, standortübergreifender Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am KKSaar. Die neue Technik ermögliche schonendere Eingriffe und stabilere Ergebnisse - ohne Extrakosten für den Patienten.
Chefarzt Dr. Siebel am Touchscreen des Navio-Systems (Foto: Böhnel/KKSaar - Klick zum Originalfoto)
„Das neue System passt hervorragend zu unserem Konzept der möglichst schonenden Implantation
mit geringerer Patienten-Belastung und verkürzter Rekonvaleszenz“, so Dr. Siebel. Bei Hüft-Endoprothesen setzt er schon seit Jahren auf spezielle Titan-Implantate, die über einen vorderen seitlichen Zugang ohne Ablösen von Muskeln oder Sehnen eingesetzt werden. Mit der neuen Technik sollen nun auch Knie-OPs deutlich schonender und mit präziseren Ergebnissen möglich sein.
Das Navion-System erlaubt eine Robotik-gestützte und CT-unabhängige Implantation von Knie-Endoprothesen. Es eignet sich für Teil- bzw. Schlittenprothesen und für den Komplettersetz. Navigation per Infrarot-Technik und 3D-Computer-Simulation versprechen höchste Präzision bei der Positionierung des Implantats. „Wir arbeiteten schon vor 20 Jahren mit Robotik bei Hüft- und Knie-OPs“, erzählt Siebel. „Doch das neue System ist besser, weil es nicht von einem Roborterarm, sondern von der Hand des Operateurs geführt wird.“ Der Operateur kann die spezielle Hochfrequenz-Fräse quasi „blind“ führen.
„Die Verletzung fällt wesentlich geringer aus, da ich den Schnitt nur fürs Implantat brauche und nicht zur Übersicht“, so Dr. Siebel. Weniger Blutverlust, weniger Schmerzen und eine kürzere Reha sind die Folge. Weiterer Vorteil: Dank Simulation am 3D-Modell lässt sich der Bewegungsablauf vorab planen. „Das führt nur zu einer minimalen Störung des Empfindens für den Patienten.“ „Trotz Navigations-Robotik kann ich als Operateur jederzeit eingreifen“, ergänzt Dr. Karsten Kurz, der als leitender Oberarzt das Projekt mitbetreut.
Schon im Dezember, nach ausführlicher Schulung der Operateure, fanden die ersten Robotik-gestützten Eingriffe im Endoprothetikzentrum am KKSaar statt. Nach mittlerweile über 30 OPs mit dem Navio-System zeigen sich die Endoprothetik-Spezialisten hoch zufrieden. „Wir erreichen neben der schonenderen Behandlung eine bessere Stabilität des Kniegelenks. Das liegt neben der präziseren Positionierung auch an der optimalen Kontrolle der Bandspannung", so Kurz. Dr. Siebel fasst zusammen: „Es zeigt sich, dass diese Methode der bisherigen Technik klar überlegen ist hinsichtlich Stabilität und Verträglichkeit.“ Im laufenden Jahr rechnet er mit etwa 150 Navio-Knieoperationen am Knappschaftsklinikum Saar.
Das KKSaar ist das erste Haus in der Saar-Lor- Lux-Region mit dieser Ausstattung. Damit liegt die Messlatte für Knieprothesen im Südwesten wieder ein Stück höher. Die nächsten Adressen wären Heidelberg und Freiburg. Am KKSaar wird das Verfahren für Patienten aller Kassen ohne Zusatzkosten angeboten.
Dank Infrarot-Navigation arbeitet die Präsisionsfräse des Navio-Systems millimetergenau. (Foto: P.Böhnel / KKSaar - Klick zum Originalfoto)
Robotik ohne Roboterarm: Das Navio-System nutzt die Hand des Operateurs zur Führung, für höchste Präzision und wesentlich geringeres Trauma. (Foto: Smith&Nephew)
Robotik mit Fingerspitzengefühl: PD Dr. Thomas Siebel u. Dr. Karsten Kurz bei einer Knie-OP mit dem Navio-System. (Foto: P. Böhnel / KKSaar - Klick zum Originalfoto)