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Augenklinik Sulzbach erforscht telemedizinische Unterstützung der augenärztlichen Praxis in der Pandemiezeit


Augenklinik Sulzbach

Sulzbach/Saar, 10.07.2020. Die Augenklinik Sulzbach führt zusammen mit Entwicklungspartnern und niedergelassenen Augenärzten wissenschaftliche Studien zu einem neu entwickelten Online-Sehtest für zu Hause durch. So könnte in Zukunft der Aufenthalt in der Augenärztlichen Praxis verkürzt werden. Anstoß gab die Coronapandemie und die Angst vieler Patienten vor Ansteckung beim Praxis- oder Klinikbesuch. Im Rahmen von zwei wissenschaftlichen Studien wird aktuell untersucht, ob ein solcher Online-Test praktikabel und in der augenärztlichen Praxis als werthafte Ergänzung nutzbar sein könnte.

Peter_Szurman
Chefarzt Prof. Dr. Peter
Szurman (Klicken zum
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„Damit gehen wir vor allem auf die Bedürfnisse älterer Patienten ein“, sagt Chefarzt Prof. Peter Szurman. „Die Furcht vor einer Corona-Infektion beim Praxis- oder Klinikbesuch ist zwar wegen konsequenter Hygienemaßnahmen unbegründet. Eine Reduktion der Kontaktzeit ist dennoch wünschenswert, zum Schutz unserer Patienten und der Praxismitarbeiter.“ 
Der Online-Test erfüllt alle nationalen und europäischen Vorschriften für medizinische Geräte und wurde vom niederländischen Startup-Unternehmen Easee in Zusammenarbeit mit der Augenklinik Sulzbach am Knappschaftsklinikum Saar entwickelt. Eine Studie soll evaluieren, ob Augenärzte den Online-Sehtest in Zukunft auch nutzen könnten, um Ihre Patienten aus der Ferne zu überprüfen und zu betreuen, insbesondere im ländlichen Raum


Prof. Dr. Kai Januschowski 

Sicherheit für Risikopatienten, bessere Versorgung auf dem Land
Prof. Dr. Kai Januschowski, Leiter des KHERI-Forschungsinstituts der Augenklinik Sulzbach, hat die Studie zum neuen Online-Sehtest, der auch eine grobe Refraktionsbestimmung vorhält, betreut. „Durch die Corona-Pandemie rückte der Test in den Fokus und wir haben das Projekt vorangetrieben. Während des Höhepunktes der Pandemie im März und April haben wir an Studienteilnehmern untersucht, ob ein Online-Sehtest vor dem Besuch der Notfallambulanz geeignet wäre, die Kontaktzeit zwischen Arzt und Patient zu verkürzen und die Abstandsregeln einzuhalten. In Zukunft könnte eine App niedergelassenen Augenärzten erlauben, diesen Sehtest auf ihre Homepage zu stellen, damit der Patient vor dem Augenarztbesuch einen Online-Sehtest durchführen kann, um die Untersuchungszeit in der Praxis zu verkürzen."

Im Rahmen einer Studie soll auch untersucht werden, ob die in der App bestimmte Refraktion valide genug ist, um Augenärzten nach einer Operation als Basis für eine augenärztliche Brillenverordnung zu dienen. „Das wäre gerade in der Pandemiezeit von Vorteil, da viele Kataraktpatienten durch Ihr hohes Lebensalter als Risikopatienten gelten und Arztbesuche meiden, gleichzeitig aber für eine Brillenkorrektur auf die augenärztliche Betreuung angewiesen sind."

Kein Ersatz für ärztliche Untersuchung
Prof. Szurman unterstreicht dabei: "Ein Online-Sehtest wird eine klinische Untersuchung durch einen Facharzt für Augenheilkunde niemals ersetzen. Dazu gehören auch Anamnese, Untersuchung und ärztliche Erfahrung. Gerade eine Refraktionsbestimmung als Teil einer klinischen Untersuchung ist mehr als nur ein Test mit einer App. Dennoch müssen diese Neuerungen wissenschaftlich evaluiert werden.“
Zwar wurde der Sehtest in einer randomisierten, kontrollierten und doppelblinden Studie mit den klinischen Standards verglichen und ist als gleichwertig bewertet worden. Damit liegt ein sehr hohes Evidenzlevel
Ib vor. Dennoch müsse untersucht werden, ob der Test auch im Real Life Einsatz den Anforderungen von Augenärzten genügt, um bei der Versorgung Ihrer meist älteren Patienten wirklich einen Mehrwert zu bringen.

Das Fernziel der telemedizinischen Forschungsprojekte sei, „die Vielzahl an digitalen Innovationen in der Medizin auch für die augenärztliche Praxis nutzbar zu machen. Dies könnte insbesondere Augenarztpraxen im ländlichen Raum dazu dienen, die Versorgung dort zu verbessern“, so Szurman.

Niedergelassene Ärzte als kooperierende Studienzentren
Da die klinische Behandlung sowie die operative Vor- und Nachsorge durch niedergelassene Augenärzte erfolgt, sind von Beginn an kooperierende Augenarztpraxen in das Forschungsprojekt eingebunden. Bereits zwei Praxen im ländlichen Raum haben mit der Online-Testung Ihrer Patienten begonnen, weitere Praxen sind als Studienzentren geplant. Die Studienpraxen lassen Ihre Patienten den Sehtest einschließlich Refraktionsbestimmung nach Kataraktoperation zunächst online durchführen und vergleichen diese Ergebnisse mit der anschließend augenärztlich erhobenen Refraktion. Interessierte Ärzte können sich beim Studienzentrum KHERI der Augenklinik Sulzbach, Institutsleiter Prof. Dr. Kai Januschowski melden.

Anwendung auch bei Kindern
Januschowski hatte in der Vergangenheit bereits angeregt, den Online-Test auch bei Kindern einzusetzen. Hier kommt das Potsdamer Unternehmen Caterna ins Spiel. Caterna bietet auf Basis der Easee-Technik einen Sehtest speziell für Kinder an. Im Gegensatz zum Test bei Erwachsenen beschränkt sich dieser auf die Kontrolle der Sehschärfe und verzichtet auf die Bestimmung der Brillenstärke. „Mittlerweile wird der Caterna-Test in einer Studie erprobt“, sagt Januschowski. Dabei ist es wichtig, dass die regelmäßigen orthoptischen und augenärztlichen Kontrollen nicht ersetzt werden können, allerdings soll ein möglicher positiver Nutzen für die Adhärenz untersucht werden.


Die Studien im Detail
1) Im BMBF-geförderten Verbundprojekt „InsisT“ wird eine interaktive Shutterbrille zur individualisierten Therapie von Amblyopie bei Kindern entwickelt, die über eine App für Smartphone und Tablet die Familie des Kindes einbezieht und es zukünftig den behandelnden Augenärzten erlauben soll, Ihre Patienten besser zu überwachen und die Therapietreue zu fördern.

2) Im Projekt „Easee Online-Sehtest“ wird eine App entwickelt, mit der Patienten vor dem Augenarztbesuch einen Online-Sehtest durchführen können, um die Untersuchungszeit in der Praxis zu verkürzen. Es soll in der zugehörigen Studie auch untersucht werden, ob die in der App bestimmte Refraktion valide genug ist, um dem niedergelassenen Augenarzt nach einer Operation als Basis für eine augenärztliche Brillenverordnung zu dienen.


Peter Böhnel
Peter Böhnel
Leiter Unternehmenskommunikation

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