Knappschaftsklinikum Saar eröffnet erste Psychosomatische Institutsambulanz des Saarlandes
Zur Eröffnung wurde das neue Schild der Institutsambulanz enthüllt. V.l.: Denise Klein (Bügermeisterin Püttlingen), Dr. Magnus Jung (saarl. Gesundheitsminister), Prof. Dr. Holger Holthusen (Medizinischer Direktor Knappschaft Kliniken), Andrea Massone (Geschäftsführerin KKSaar), Dr. Michael Käfer, Chefarzt und Leiter der PsIA. >> Klick zum Originalbild >>
Dr. med. Michael Käfer
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Psychosomatisch bedeutet, Psyche und Soma (Körper) werden gleichermaßen therapiert, und Dank der neuen Ambulanz auch erstmals im Rahmen von ambulanten Langzeittherapien. „Somit feiern wir am 13. April einen bedeutenden Fortschritt in der Versorgung psychosomatischer Patienten im Saarland mit einer Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus“, so Dr. Käfer.
Dazu erklärt Minister Jung: „Die Schaffung eines sektorenübergreifenden Behandlungsangebotes für die Versorgung psychisch Kranker, die einer ambulanten krankenhausnahen Versorgung bedürfen, schließt eine wichtige Versorgungslücke. Auch mit Hinblick auf die kontinuierlich steigenden Fallzahlen in den Bereichen Psychosomatik und Psychiatrie leistet die Psychosomatische Institutsambulanz am Standort Püttlingen eine bedarfsgerechte, ganzheitliche und zukunftsorientierte Patientenversorgung über die Grenzen des Saarlandes hinaus.“
Enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachdisziplinen
Das multimodale Behandlungsangebot der Psychosomatischen Institutsambulanz (PsIA) ist für Menschen gedacht, die wegen Art, Schwere oder Dauer ihrer Erkrankung zeitnah eine intensive ambulante Versorgung benötigen. Dazu gehören Patienten mit somatoformen Störungen wie zum Beispiel Schwindel, Reizdarmsyndrom oder Herzängste und insbesondere chronische Schmerzstörungen, dissoziative und Konversionsstörungen und alle psychischen Störungen, die durch eine körperliche Erkrankung bedingt oder aufrechterhalten werden. Ebenso Menschen mit Schwierigkeiten, schwere oder chronische körperliche Erkrankungen wie ein Krebsleiden oder Diabetes zu bewältigen. Eine Behandlung in der psychosomatischen Institutsambulanz kann sich auch an eine stationäre Therapie anschließen, um den Behandlungserfolg zu stabilisieren und eine ambulante Psychotherapie vorzubereiten.
Dr. Käfer: „Wir arbeiten eng mit allen anderen Fachabteilungen des Knappschaftsklinikums Saar zusammen und können so sehr umfassend Diagnostik und Therapie auch schwieriger Krankheitsbilder abdecken.“
Lob aus der Fachwelt
Bei der feierlichen Eröffnung der PsiA waren namhafte Experten zu Gast. Prof. Dr. Tanja Michael, Professorin für klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität des Saarlandes lobte unter anderem das multimodale Behandlungskonzept. „Behandler unterschiedlicher Fachdisziplinen reden miteinander und stimmen sich ab“, so die Medizinerin. Die neue Institutsambulanz sei vorbildlich und biete eine evidenzbasierte Behandlung. Prof. Dr. Volker Köhler vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und ärztliche Psychotherapie findet den gruppentherapeutischen Ansatz der Ambulanz gut. „Die Institutsambulanz eignet sich sehr gut im Anschluss an eine stationäre Behandlung“, erklärte Prof. Köllner.
Die Behandlung in der Psychosomatischen Institutsambulanz wird von allen gesetzlichen Krankenkassen und den meisten privaten Krankenversicherern getragen. Die Überweisung erfolgt durch eine Fachärztin oder einen Facharzt für Psychosomatik oder Psychiatrie.
Nicht aufgenommen werden Patienten, die unter akuten Psychosen und schweren Suchterkrankungen leiden oder akut selbstmordgefährdet sind.
Das ambulante Behandlungskonzept der PsIA
Die Behandlung erfolgt einmal wöchentlich durch ein multiprofessionelles Team aus ärztlichen und psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten, Kreativ- und Bewegungstherapeutinnen und –therapeuten und psychosomatischen Pflegekräften. Über einen Zeitraum von ca. fünf Stunden (mit Pausen) finden Entspannungsgruppen, kreativtherapeutische Gruppen, Psychotherapiegruppen sowie ärztliche bzw. psychologische Sprechstunden statt. Das Therapieangebot ist dabei vielfältig und enthält unter anderem Kunst-, Musik- oder Körpertherapie sowie Naturtherapie. Dr. Michael Käfer: „Wir bieten auch Einzelsprechstunden an, in denen wir gemeinsam mit den Patienten das weitere therapeutische und diagnostische Vorgehen besprechen und planen.“ Hierzu gehöre auch die Beratung in sozialen und beruflichen Fragestellungen und Problemlagen mit Hilfe des hauseigenen Sozialdienstes.
PsIA – eine echte Seltenheit
In Deutschland gibt es bisher nur eine Handvoll psychosomatischer Institutsambulanzen. Die genaue Anzahl ist schwierig zu ermitteln, weil so manche Ambulanz (noch) keine echte Institutsambulanz ist. Die neue PsIA in Püttlingen ist jedenfalls im Umkreis von 200 km einzigartig. Die nächsten PsIA finden wir in Frankfurt am Main (Hospital zum Heiligen Geist) und in Düsseldorf (LVR-Klinikum).
Aktionstag Psychosomatik und Selbsthilfe
Im Anschluss an die feierliche Eröffnung der PsIA startete im Bereich der Cafeteria ein Aktionstag Psychosomatik mit verschiedenen Infoständen und einem Vortragsprogramm. Neben der neu gegründeten Selbsthilfegruppe "Psychosomatik & Schmerz" speziell für Angehörige präsentierten sich auch weitere Selbsthilfegruppen zusammen mit der Koordinations- u. Informationsstelle für Selbsthilfe im Saarland, kurz KISS. Das KKSaar arbeitet seit Jahren mit der KISS zusammen und ist das erste zertifiziert selbsthilfefreundliche Krankenhaus des Saarlandes. Neben den Infoständen sorgten ein Glücksrad und eine Fotobox für Abwechslung. Der Aktionstag war sehr gut besucht. Neben interessierten Bürgerinnen und Bürgern nutzten auch die Azubis der hauseigenen Pflegeschule die Gelegenheit, mehr über psychosomatische Medizin zu lernen.