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Patient aus Kairo in Sulzbach gerettet

Ein Chirurg des Knappschaftsklinikums Saar hört während eines Ägypten-Aufenthalts von einer dramatischen Patientengeschichte, holt den Kranken ins Saarland und rettet ihm in einer sechsstündigen Operation das Leben.

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Der Chirurg Mohamed Abouzamel (links) mit seinem Patienten Taha Elframawy im Sprechzimmer der chirurgischen Ambulanz am Knappschaftsklinikum Saar in Püttlingen. Foto: Böhnel/KKSaar (>> Foto-Download)

Püttlingen und Sulzbach (Saar), 21.02.2024. „Meine Familie hatte bereits ein Grab für mich bestellt“, erzählt Taha Elframawy. Doch er ist dem Sensenmann von der Schippe gesprungen. Der 47-jährige Ägypter kommt gerade zur Nachuntersuchung ins Kappschaftsklinikum Saar, wo er erfolgreich operiert wurde. Nach einem anderthalbjährigen Krankenhausaufenthalt in Kairo, darunter ein halbes Jahr im Koma, hatten ihn die Ärzte schon aufgegeben. Infolge einer Gallenblasen-OP waren bei dem Mann zahlreiche Komplikationen entstanden. Weitere OPs konnten die Lage nicht verbessern, im Gegenteil: Nachdem ein großes Stück Darm entfernt werden musste, kam es zu massiven Verwachsungen und zu einem großen Bauchwand-Defekt von über 40 Zentimetern Breite mit Darmfistel (entzündlicher Gang zwischen Darm und Haut).. Solche Bauchwanddefekte nennt man Hernien, zu denen auch der weitverbreitete Leistenbruch gehört. Eine Hernie kann durchaus lebensbedrohliche Ausmaße annehmen, wie in diesem Fall. „Ich konnte nichts mehr essen, nicht mehr arbeiten und wog zeitweise nur noch 35 Kilo“, erzählt Elframawy. Er wendete sich an Kliniken in Ägypten, in England und den USA. Doch egal, wo er anfragte, niemand wollte ihn operieren. Das Risiko, die OP nicht zu überleben, sei zu groß, hieß es.


Dr 
Mohamed Abouzamel.
Foto: KKSaar


Dann kommt Mohamed Abouzamel ins Spiel. Der Geschäftsführende Oberarzt der Chirurgie leitet die Sektion minimal-invasive Chirurgie am Knappschaftsklinikum Saar in Püttlingen und Sulzbach. Unter Chefarzt Dr. Jochen Schuld leitet er seit Jahren als Spezialist für sogenannte Schlüsselloch-Operationen ein zertifiziertes Hernienzentrum. Abouzamel stammt aus Kairo. Im Februar 2022 hält er sich in Ägypten auf und erfährt durch Bekannte von dem spektakulären Fall des Taha Elframawy. „Ich besorgte mir die Dokumentation des Falles und nahm Kontakt mit dem Patienten auf“ erzählt Mohamed Abouzamel. „Ich war überzeugt, dass er am KKSaar operiert werden kann“. Jedoch ist der Patient zu dem Zeitpunkt noch zu schwach für eine Reise ins Saarland. Im darauffolgenden Herbst aber stabilisiert sich sein Zustand. Er kommt nach Sulzbach.

Die Operation dauert sechseinviertel Stunden. Abouzamel und sein Team lösen die Verwachsungen im Bauchraum, retten und rekonstruieren das verbliebene, lebenswichtige Stück Darm. Mit einer speziellen OP-Technik gelingt der Verschluss des riesigen Bauchwanddefekts. Das diese offiziell unmögliche OP ausgerechnet in Sulzbach klappt, ist kein Zufall: Mohamed Abouzamel hat sich seit Jahren unter anderem auf Hernien-Chirurgie spezialisiert. In Manchester, London und New York erlernte er ausgefeilte, minimal-invasive Techniken. „Wir können heute am KKSaar auch schwierige Fälle besonders schonend operieren“, erklärt der Chirurg.

Und sein ägyptischer Patient? „Bereits fünf Tage nach der OP konnte ich das Krankenhaus verlassen“, erzählt Taha Elframawy. Wenige Tage später konnte er wieder normal essen. Und heute, bei seinem Besuch in Sulzbach, sieht man ihm nichts mehr an. Abouzamel zeigt Vorher-nachher-Bilder. Hier ein Horrorszenario (weshalb wir die Fotos nicht veröffentlichen), dort ein Waschbrettbauch. Taha Elframawy ist nicht nur wegen der Nachuntersuchung ins Saarland gekommen. Er möchte Mohamed Abouzamel nochmals persönlich sehen, seinen Arzt und Retter. „Ich bin ihm so dankbar“, sagt Elframawy. „Auch dem Team der Pflegestation möchte ich danken, die mich so gut und freundlich behandelt haben“. Seinen Sohn hat er mitgebracht, um ihm etwas von Deutschland zu zeigen. Doch leider regnet es die ganze Zeit. Trotzdem strahlt Taha Elframawy, es kümmert ihn nicht. Er freut sich gemeinsam mit seinem Sohn über das neu gewonnene Leben.

Für Abouzamel ist es eine Bestätigung, dass sich die umfassende Weiterbildung und Spezialisierung ausgezahlt hat. „Hernien-Operationen werden vom Laien oft unterschätzt“, erklärt der Chirurg. „Doch es gibt heute hoch entwickelte Techniken, die zu stabileren Ergebnissen führen.“ Außerdem sei man hier auf minimal-invasive, laparoskopische Verfahren spezialisiert. Solche „Schlüsselloch-OPs“ sind für Patienten mit verschiedensten Krankheitsbildern besonders schonend und hinterlassen kaum sichtbare Narben.


Peter Böhnel
Peter Böhnel
Leiter Unternehmenskommunikation

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